Möbel-Visionär Rolf Benz im Marriott Son Antem auf Mallorca


Rolf Everding zu Gast beim Meister der Sofas und der Sessel

Rolf Benz ist ein Beispiel dafür, wie eine deutsche Selfmade-Karriere aussehen kann. Sein Name steht für jene Aufsteiger der Nachkriegszeit, die Außergewöhnliches geleistet haben. Er steht aber auch dafür, dass im Leben eines Menschen nicht immer alles gut geht und eine Niederlage auch ein Gewinn sein kann.

Schon als 20jähriger musste Rolf Benz nach der Lehre als Polsterer zusammen mit seinem Cousin die Verantwortung für Entwicklung und Vertrieb der Polsterfabrik Gabelmann in Nagold übernehmen. Die voluminösen Polstermöbel jener Zeit aber waren nicht sein Ding. Er orientierte sich lieber am ästhetischen Erbe des Bauhauses und an den formalen Visionen der benachbarten Ulmer Schule. 1964 gründete er die BMP GmbH und gestaltete addierbare Polster-Anbau-Programme. Mit seinem Gespür für den Zeitgeist bot er den neuen Lebensformen passende Lösungen

Wir kennen uns aus der Möbelszene. Nach dem Frühstück wollen wir auf einem der hoteleigenen Plätze Golf spielen. Wir hatten uns schon ein paar mal verabredet, immer war etwas dazwischen gekommen. Das Marriott Son Antem hat zwei sehr schöne Golfplätze mit Blick auf den „Tafelberg“ von Randa. Wir spielen den schweren West Course. Rolf Benz spielt elegant und präzise. Seine Abschläge sind nicht lang, aber sehr genau geradeaus, und das ist beim Golf bekanntlich wichtiger als unkontrollierte Längen. Ich werde es schwer haben, gegen ihn das Netto zu gewinnen. Die Vier und die Fünf sind gute Beispiele dafür, dass nicht die Länge eines Loches der wahre Prüfstein ist. 361, bzw. 351 Meter für ein Paar 4 sind nicht besonders lang. Rolf Benz spielt Par und Bogeys. Ich muss meine langen Bälle aus dem Rough zurück auf die Bahnen schlagen und spiele nur Doppelbogeys. Was nützen lange Bälle, wenn sie nicht auf dem Fairway liegen. Die erste „Halbrunde“ gewinnt er klar.

Auf Son Antem weht ein kräftiger Wind, und besonders warm ist es um diese Jahreszeit auch nicht. An den Löchern 10 bis 14 gilt es Schläge aufzuholen oder gute Ergebnisse vorzulegen, denn ab der Vierzehn wird es schwer. Das Fairway der 15 ist breit und gefahrlos, doch dieser scheinbare Bonus wird durch das gefährlich am Wasser liegende Green augenblicklich wieder zunichte gemacht. Ich muss zwei Strafschläge nehmen. Ein riesiger Teich gibt der schweren Schlussbahn das Gepräge. Eine Par-Chance sehe ich nur für Longhitter, die sich vom Wasser nicht beirren lassen. Wir schaffen das Par nicht, und sind auch sonst mit unserem Score nicht zufrieden. „Lass gut sein,“ klopft er mir tröstend auf die Schulter, „wir haben unser Bestes gegeben, wir können es eben nicht besser, ich lade dich zum Abendessen ins Marriott ein.

Im stilvollen Ambiente des Wintergartens erzählt Rolf Benz, dass er nach seinem sensationellen Aufstieg vom Nobody aus Nagold zum Markenpapst der Polstermöbel das wachsende Faible der Deutschen für Ledermöbel in den siebziger Jahren unterschätzt habe. „Ich wollte Firma und Marke zugleich aufbauen, und das war fatal“, erzählt er. „Wir waren nicht auf Leder eingerichtet, und schlitterten deshalb in eine Existenz bedrohende Krise. Das war ein Schock und ein tief ein greifendes Erlebnis für meine ganze Familie“. Rolf Benz entschied sich, eine Geschäftspartnerschaft einzugehen. „Ich blieb zwar Chef des Unternehmens, das meinen Namen trug, doch die Firma gehörte mir nicht mehr,“ beschreibt er diese schwere Epoche. Trotzdem brachte er die Marke ROLF BENZ in dieser Zeit zu großen Erfolgen. Für einen Selfmade Unternehmer jedoch war das auf die Dauer nicht das Richtige. 1993 kam die Wende. Die weltweit bekannte Firma Walter Knoll im nahen Herrenberg war in Schwierigkeiten. Vom Traditionsbetrieb waren nur noch ein großer Name und eine Sanierungsaufgabe übrig geblieben. Rolf Benz war ihr Retter. Er kaufte die Firma und möbelte die Marke kräftig auf. Sein Sohn, ein Volljurist mit Unternehmerblut, wurde Geschäftsführer. „Ein Traum ging in Erfüllung,“ schwärmt er, „und Markus macht ihn jetzt wahr. Meine Polstermöbel-Erfolgsstory hat neu begonnen, sie heißt WALTER KNOLL.“

Er kann herrlich schwäbisch erzählen. Ich höre ihm gern zu. Zum Abschluss frage ich ihn noch, wie er den Verlust seiner Marke ROLF BENZ empfindet. Er hat sie doch mit so unendlich viel Mühe aufgebaut. „Das ist wie ein Haus, das ich gebaut habe,“ sagt er mir. „Ich habe es geliebt, weil ich darin lebte. Jetzt habe ich es in gute Hände verkauft, die Marke lebt weiter. Ich habe mit den vorherigen Erfahrungen ein neues Haus gebaut. Vielleicht wird es größer und schöner als das alte. Mein Sohn Markus, dem ich es übergeben habe, hat unser neues Zuhause, die Marke WALTER KNOLL, behutsam nach ganz oben gebracht.“

Rolf Benz

Am 13. September 1933 gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder als erster Sohn von acht Kindern in Nagold geboren. Er ist verheiratet, hat eine Tochter, drei Söhne und 13 Enkelkinder. Sein gelernter Beruf ist der des Polsterers. Schon als 20jähriger musste er nach der Lehre Verantwortung für Entwicklung und Vertrieb in einer Polsterwerkstatt übernehmen. Die voluminösen Polstermöbel jener Zeit aber waren wollte er nicht produzieren. Er orientierte sich lieber am ästhetischen Erbe des Bauhauses. Er gründete die BMP GmbH, und machte die Möbelmarke ROLF BENZ zu einem Markenbegriff für gutes Design. Nach Jahren mit großen Erfolgen, aber auch mit Niederlagen, ist WALTER KNOLL ist heute sein Paradepferd.

 



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