Hilfe, mein Mann spielt Golf... Erste Story
Eine Golferglosse von Ursula E.
Mein Mann spielt Golf. Ich wusste es, als ich ihn heiratete, obwohl ich damals nicht ahnte, was das heißt. Inzwischen habe ich es akzeptiert, habe ich doch dadurch Zeit für meine völlig unsportlichen Interessen. Der ehemalige Premierminister Winston Churchill hielt es mit dem Wahlspruch: "No sports!" Das gilt auch für mich.
Mein Mann muss ein verdammt guter Golfer sein. Immer wieder berichtet er mir von Schlägen, die anderen nie gelingen. Dass er nur Handicap 31 hat, und das seit Jahren, ist bei seiner Begabung und bei seinem Können unerklärlich.
An seiner Ausrüstung liegt es nicht. Die Kosten dafür sind seit langer Zeit höher als die Ausgaben für meine Mode. Es kann auch nicht daran liegen, dass er internationale Defizite hat. Portugal, Irland, Tunesien, Mallorca, Frankreich, Florida, Dänemark und Schottland haben ihn spielen gesehen.
Ich glaube auch nicht, dass er sein Handicap nicht deshalb endlich verbessern kann, weil er zu selten auf dem Golfplatz ist. Vier bis fünfmal pro Woche sollten genügen.
Liegt es vielleicht daran, dass er sich zu wenig mit Fachleuten unterhält? Das kann nicht sein, denn ich bin mittlerweile eine Golfexpertin erster Klasse. Jahrelanges, geduldiges Zuhören macht wissend, oftmals sogar besserwissend.
Ich weiß zum Beispiel genau, wie auf unserer Bahn 2, bei leichter Hanglage gegen den Schläger, das Eisen 9 gespielt werden muss. Ich weiß auch, warum meinem Mann der dritte Putt auf dem leicht Iinkshangigen achten Grün so oft zu lang wird.
Ich maße mir mittlerweile auch an, über unseren gemeinsamen Freund Hansi zu lächeln, der wohl ewig auf seinen albernen 34 sitzen bleibt. Da kann er so oft zum Training nach Bad Griesbach fahren, wie er will, es bringt sowieso nichts. Talent gehört schließlich auch dazu, sagt mein Mann.
Ich kenne auch die Regel 24, die von den Wasserhindernissen. Ich habe sie schließlich wenigstens 50mal vorgelesen bekommen und darüber diskutiert.
Ich kann also nicht sagen, dass mich Golf langweilt, denn ich streite gern mit meinem Mann. Allmählich ärgert es mich allerdings, dass er sich immer wieder seinen Score versaut, weil er völlig unspielbare Bälle dann doch spielt. Aber so ist er eben, golfdynamisch und erfolglos.
Das Golfleben mit meinem Mann ist schön. Es füllt uns aus. Langeweile gibt es in unserer Ehe nicht. Ich liebe Golf, werde es aber niemals spielen.
Bei meinem umfassenden Wissen über Schlägerwahl und Regeln, Etikette und Platztücken, Scorekartengefummel, Golfidioten und noch sehr vieles mehr, wäre meine Theorie der dann kommenden Praxis so weit überlegen, dass ich es lieber lasse. Ich bin die Frau eines Golfers und will es bleiben.
Tschüs, Ursula