Golfen an der Algarve


"Wer zum Golfen an der Algarve war und nicht von der Neun des Sheraton Pine Cliffs abgeschlagen hat, der war nicht an der Algarve", heißt es.


Wo sich Europa über rote Steilküsten in den Atlantik stürzt, wo die Sonne mehr als 3000 Stunden im Jahr scheint, wo es sehr viele wunderschöne Golfplätze gibt, da liegt die Algarve.

Wir waren an der Algarve. Wir buchten einen Golfurlaub im ALDIANA in der Nähe von Vilamoura. Hoch über dem Atlantik an der für die Algarve so typischen Steilküste. Ein ideales Ambiente für alle, die relaxen, am weitläufigen Strand sonnenbaden, im Meer schwimmen oder auf einigen der vielen umliegenden Golfplätze spielen wollen.

Ein hauseigener Shuttlebus brachte uns am ersten Tag zum Golfclub Vilamoura Millennium. Der Platz beginnt harmlos flach. Am Loch 3 kommt man in einen dicht bewachsenen Pinienwald, und da sieht man, wie schön Golfbahnen sein können. Als mir auf der schwersten Bahn, der 502 Meter langen Vier, auch noch ein Par gelang, war die Stimmung euphorisch. Die Bahnen Drei bis Sieben sind ein Traum. Ab der Acht geht es dann leider wieder ins flache Gelände, doch das tat unserer Begeisterung keinen Abbruch. Millennium ist ein gut zu spielender, interessanter, mittelschwerer Golfplatz.

Wer an der Algarve war, der muss den Vilamoura Old Course gespielt haben, denn schöner kann Golfen kaum sein! Die ersten Neun spielt man durch Pinienwälder, die Back-Nine bieten phantastische Ausblicke aufs Meer. Wer hier zum ersten Mal spielt, der sollte sich unbedingt einen Strokesaver kaufen. Ohne Spiel unterstützende Hinweise macht man taktische Fehler, und die verzeiht der Platz nicht.
Mir passierte der Fehler auf der Vier, einem 143 Meter langen Par 3. Mein Freund Dietmar nahm – um carry über den einzigen Teich auf dem ganzen Course zu kommen - ein Eisen 5. Mit einem glücklichen, Wind unterstützten Slice, lag sein Ball am Rande des Grüns. Er spielte ein Par. Ich, golfschlau wie ich manchmal bin, nahm das Eisen 4, zielte aber über die riesige Pinie….. Ich will nicht lange darum herum reden, mein Ball blieb hängen und sprang zurück ins Wasser. Auch mein zweiter Abschlag war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich spielte eine Neun, und damit zog Dietmar uneinholbar davon. Mit einem Strokesaver wäre mir das nicht passiert.
Wer auf diesem begehrten Platz trotz aller Mühen keine Startzeit bekommt, der sollte den Vilamoura Pinhal spielen. Nicht so berühmt und spektakulär zwar, aber ein gut bewaldeter Platz mit herrlichen Ausblicken aufs Meer. Er ist leichter als der Old Course, und deutlich preiswerter ist er auch.

Wenn ich im Urlaub bin, möchte ich mehr als nur Hotels, Strände und Golfplätze kennen lernen. Mich interessieren die Menschen und das Land. Wir mieteten uns ein Auto und fuhren nach Loulé und Estói. Loulé hat mir besonders gut gefallen. Die Markthallen gehören zu den schönsten, die ich kenne. Hier werden die Waren nicht nur sauber präsentiert, nein, sie werden geradezu zelebriert, und das hat uns gefallen.  
Irgendwann sollte man auch in ein typisch portugiesisches Lokal zum Essen gehen. Man muss nur ein paar Kilometer vom Massen-Tourismus hinaus fahren, und siehe da: Gleich im Hinterland macht man die schönsten Entdeckungen. Wir waren im Monte da Eira bei Loulé und da wurden uns so ausgezeichnete hausgemachte Spezialitäten serviert, dass uns das Wasser im Mund zusammenlief. Das portugiesische Nationalgericht Hühnchen Piri-Piri habe ich nirgendwo besser gegessen. Der Chef ist ein echtes Faktotum und spricht sehr gut deutsch. Das Monte da Eira sollte man kennen.

"Wer zum Golfen an der Algarve war und nicht von der Neun des Sheraton Pine Cliffs abgeschlagen hat, der war nicht an der Algarve", heißt es. Und so ist es auch.
Der Platz hat zwar nur 9 Löcher, ist nicht besonders schwer, aber wunderschön. Startzeiten sind nur schwer zu bekommen, aber Pine Cliffs als einmaliger Luxus muss sein. Die Bahn 9 ist sensationell. Zum Abschlag steht man hoch oben auf einem schwindelerregenden Kliff und soll seinen Ball über tiefe und breite Klippen-Täler auf ein schmales und kurzes Grün spielen und es auch noch treffen. Unwillkürlich stellt sich einem die Frage, was wohl mit den vielen Bällen geschieht, die hier tief unten zwischen den Felsen verschwinden. Hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich, dass eine gewisse Familie Pessoa nicht schlecht davon lebt. Sie verkaufen die gefundenen Golfbälle.

Ein weiterer golferischer Höhepunkt war unsere Runde in Vale do Lobo. Wir spielten den Royal Course. Obwohl sehr teuer, ist er ein Platz so recht nach meinem Geschmack. Gepflegte Fairways, gut platzierte Bunker, überall alte Pinien und weite Blicke aufs Meer. Den größten Erfolg hatte ich auf der Neun, einem Par 3. Das erhöhte Grün liegt auf einer gut gestalteten Halbinsel und ist verdammt schwer anzuspielen. Als ich mit dem ersten Schlag das Grün getroffen hatte, war mein Golferglück nach vorausgegangenen Enttäuschungen wieder im Lot. Auf der 13 hatten wir die größten Schwierigkeiten. Wir spielten einträchtig jeweils Doppelbogeys. Das enge Fairway mit den vielen seitlichen Bäumen ließ kein besseres Ergebnis für uns zu. Das gelungene Erinnerungsfoto wird uns vergessen lassen, dass keiner von uns auf diesem Platz auch nur annähernd sein Handicap gespielt hat. Vielleicht lenkte uns das herrliche Panorama doch mehr ab, als wir vertragen konnten.
Wer auf dem Royal Course keine Abschlagszeit bekommt, sollte auf dem Ocean Course spielen. Er ist wesentlich preiswerter, fast ebenso schön und liegt direkt nebenan.

Abschluss und Highlight unserer ALDIANA Golfreise sollte der Platz San Lorenzo sein, er war es aber nicht. Der Course war so schwer, dass es uns schier den Atem verschlug. Frust war unser Spielbegleiter. Nach dem Spiel verstanden wir sehr wohl, dass nur Spieler mit gutem Handicap eine Spielerlaubnis bekommen.
Die ersten 5 Bahnen sind typisch algarvisch: Sanft hügelig mit herrlichen Schirmpinien neben den Fairways. Die Sechs und die Sieben liegen direkt am Atlantik. Auf der Acht wartet seitliches Wasser darauf, ungenau geschlagene Bälle zu verschlucken.
Und so geht es weiter. Bis zur Siebzehn gibt es dermaßen viele Schwierigkeiten, dass ich sie kaum aufzählen kann. Die eigentlichen Probleme aber, für die San Lorenzo berühmt ist, kommen auf der Achtzehn. Höchste Golftaktik und genaue Einschätzung der persönlichen Spielstärke sind nötig, um dem wahrscheinlich sowieso schon schlechten Ergebnis nicht noch ein absolutes golferisches Desaster hinzuzufügen. Wenn man das halbinselförmige Grün der Achtzehn endlich erreicht hat, mag man seinen Score wahrscheinlich niemandem zeigen. Uns erging es jedenfalls so. Der San Lorenzo Golfcourse hat uns gezeigt, dass wir golferisch nicht besonders weit oben stehen.
 



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