Hilfe, mein Mann spielt Golf... Zweite Story


Eine Golferglosse von Ursula E.

Mein Mann spielt Golf. Sicherlich nicht sehr gut, aber Handicap 31 hat noch lange nicht jeder, und Bessere gibt es schließlich immer und überall.
Seit er Golf spielt, hat sich unser Leben verändert.

Früher fuhren wir mit den Kindern an die Nordsee oder in die Berge. Heute machen wir Golfurlaube im Ausland.
Früher habe ich unsere Ferien genossen, wenn die Kinder zufrieden waren und sich austoben konnten. Heute ist der Urlaub gelungen, wenn mein Mann die Plätze gut gespielt hat.

Im ersten Jahr nach seiner Platzreife waren wir in Irland und in Tunesien..

Irland war trotz des nahen Golfstroms über Ostern noch zu kalt. Mein Mann holte sich Kondition und viel Abhärtung gegen Wind und Regen, ich aber kam mit einer bösen Erkältung zurück.
In Tunesien hatten wir zwar bestes Wetter, und mein Mann hat auch sämtliche Golfplätze rund um Hammamet gespielt, aber mein Urlaub war das wieder nicht. Blondinen haben es - ich will es vorsichtig umschreiben - mit den immer und überall auf der Lauer liegenden tunesischen Machos nicht ganz leicht. Ich habe die meiste Zeit deshalb frustriert am Pool und in den diversen Clubloungen verbracht. Abends an der Hotelbar hatte ich dann viel Zeit, die tollen Schläge meines Mannes und der anderen Fore­-Schreier ausgiebig zu bewundern und zu begießen. Nach sieben Gläsern Boukha habe ich dann wenigstens fünfmal den Meineid geschworen, dass Golf das Größte sei, und dass ich bald damit beginnen würde. Nie wieder Tunesien.

Unsere ersten Golfturlaube waren für mich zum Lernen, wie wichtig Golf für meinen Mann ist, und wie wichtig es ist, ein Golfspieler zu sein.

Dann waren wir auf Mallorca.
Mallorca war anders. Zuerst einmal habe ich meinen Mann mallorca-trendygerecht eingekleidet, und dann habe ich gebucht. Zwölf Tage Golfpauschale mit Greenfee-Ermäßigung auf sechs Plätzen für ihn. Für mich nur Flug und Hotel. Ich nahm die Rollenverteilung fest in den Griff. Mallorca war für mich wunderbar. Mal war ich in den Bergen zum wandern, mal bin ich mit der Bahn an die Nordküste nach Soller, mal mit dem Bus ins Landesinnere gefahren, und mal war ich einen ganzen Tag zum Einkaufsbummel in Palma. Für echte Golfer sind das Tipps, die man auf keinen Fall beachten sollte. Für sie gibt es nur Golf, Golf und immer nur Golf.
Dabei findet man schon ganz in der Nähe der Golfplätze ursprüngliches mallorquinisches Leben. Nicht so sehr im Westen von Palma. Da pulsiert deutsches Highlife, und überschäumende Urlaubsfreuden können sehr störend sein.
Hier passierte es meinem Mann auf dem Real Golf de Bendinat auch, dass der Herr Baron dann doch kein Herr Baron war, und eine Finca im Landesinneren hatte er auch nicht. Mein Mann hat seinen Namen nur ungern aus der pingelig genau geführten Flightpartnerkarte gestrichen. Schade, einen Baron hatten wir noch nicht!

Mallorca hat mir erst so richtig gefallen, als wir im Osten der Insel waren. Capdepera, Canyamel, Pollensa und vor allem Vall d'Or, das war es. Vall d'Or hat mein Mann dreimal gespielt. Dass wir unterwegs den Spaziergänger Mario Simmel getroffen haben, hat uns in unserer Bildung zwar nicht weitergebracht, aber unterschlagen möchten wir das auch nicht.
Mallorca war eine rechtzeitige und schöne Wende in unserem Golferleben.

Mein Mann spielt Golf und erlebt Beglückung und Faszination, Scorekarten Gefummel und Erniedrigung.
Ich lerne das Land und die Einheimischen auf eigene Faust kennen, mache Shopping, und abends haben wir uns dann sehr viel zu erzählen.

Bis bald wieder, Ursula E.

 

 



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